Treppenhobel

Kürzlich waren wir zum Tag der Schraube bei der Firma Würth in Künzelsau. Eine tolle Veranstaltung mit einem Überblick vom historischen Holzgewinde bis zu den heutigen Hochleistungsschrauben, die teilweise zur Qualitätssicherung geröntgt werden. Da die Zukunft nicht ohne die Vergangenheit geht, gehört natürlich auch ein Museum dazu. Eine Vielzahl alter Handwerkzeuge, deren Funktion und Handhabung heute teilweise nicht mehr bekannt ist, wird dort ausgestellt. Ein Treppenhobel, genauer bezeichnet als Hobel für Treppengeländer erregte meine besondere Aufmerksamkeit. Es handelt sich offensichtlich um einen verstellbaren Profilhobel der entweder für die Profilierung der Treppenwangen oder des Handlaufes genutzt werden konnte. Am Anschlag geführt, wurde in mehreren Zügen so lange über das Holz gehobelt bis das Profil in seinem gesamten Umfang herausgearbeitet worden ist. Eine sehr mühvolle und anstrengende Arbeit.

Zu Beginn meiner Lehre stand richtige Handarbeit ebenfalls auf dem Lehrplan. Mit Rauhbank, Schrupp-, Schlicht- und Putzhobel habe ich einen Werkzeugschrank komplett von Hand herstellen müssen. Blutige, schmerzende, mit Blasen überzogene Hände waren über Wochen mein ständiger Begleiter. Aber das Ergebnis und die Freude über das Erreichte siegten über den Schmerz. Mit der Erfahrung, die vermutlich jeder Handwerker in der Lehre machen durfte, sieht man die Arbeiten der alten Handwerker unter einem anderen Blickwinkel. Was müssen das für Plackereichen gewesen sein, bis eine mehrgeschoßige Treppe oder eine komplette Hauseinrichtung fertig waren.

Unter dem Aspekt freuen wir uns über unsere heutige Maschinentechnik noch mehr, schließen das Stromkabel mit einem Grinsen im Gesicht an und Ergötzen uns an den Spänen, die wie vom Sturm getrieben aus der Maschinen geflogen kommen. Einen Treppenhobel wie auf dem Bild wird vermutlich niemand mehr im Einsatz haben.