Die Schwestern zum Guten Hirten hüten und pflegen einen besonderen Treppenschatz im Schloss Zinneberg, das östlich von München gelegen ist. Der Blick von der Brüstung im 2.OG hinab ins Treppenhaus entführt ins Himmelreich. Wie Engelsflügel geht der untere Treppenlauf in die zwei viertelgewendelten Läufe über. Die über der Treppe hängende Lampe macht das himmlische Bild komplett. Halleluja, was für ein Anblick.
Die Geschichte des Schlosses beginnt ca. 1235 mit den Grafen von Preysing, setzt sich 1350 mit den Grafen Piensenau fort. 1596 wechselt der Besitz zu den Grafen von Fugger. 1827 erwirbt Kurfürstin Leopoldine das Anwesen. Bereits 23 Jahre später kauft Markgraf Fabio Pallavicini das Schloss, um es nach nur 18 Jahren – 1868 weiter an den nächsten Besitzer – Baron Scanzoni von Lichtenfels zu veräußern. Nach 30 Jahren starb der Baron und aufgrund des nicht geklärten Erbes, mussten die Nachfahren das Schloss wieder verkaufen. Jetzt folgte das letzte Kapitel der Adelsgeschlechter auf Schloss Zinneberg. Freiherr Adolf von Büsing-Orville Hielt das Schloss bis zum Jahr 1927 in seinem Besitz, bevor die Schwestern zum Guten Hirten es erwarben. Ob bei der Entscheidung der Schwestern die Treppenanlage eine Rolle gespielt hat, kann weder bestätigt noch ausgeschlossen werden.
Die Geschichte dieser außergewöhnlichen Treppe geht zurück zum letzten Adligen auf Schloss Zinneberg – dem Freiherr Adolf von Büsing-Orville. Seinerseits ein überaus erfolgreicher Industrieller, der seinen Adelstitel 1901 gekauft hatte. Er setzte die begonnenen Umbaumaßnahmen seiner Vorbesitzer weiter fort. Dazu engagierte er den namhaften Münchner Architekten Friedrich von Thiersch. Umbauten innen und außen waren die Folge. 1905 entstand die atemberaubende Treppenanlage, die vom Vestibül ins 2. Obergeschoß führt. Sieben Handwerksfirmen haben zusammen an diesem Kunstwerk mitgearbeitet.
Die Treppe hat neben Ihrer großartigen Erscheinung aber auch konstruktive und gestalterische Besonderheiten, die dem nicht so fachlich bewanderten Betrachter vielleicht gar nicht auffallen, die aber nicht unerwähnt bleiben sollen. So hat eine dreiläufige T-förmige Treppenanlage üblicherweise ein Zwischenpodest – bei der Treppe vom EG zum 1.OG ist dies so umgesetzt. Die obere Treppe aber nicht. Die Stufen ändern die Radien und gehen ohne Unterbrechung in die seitlichen Läufe über. Diese Formgebung setzt sich bei den Wandwangen fort, die wie ein Herz geformt sich in der Mitte treffen. So etwas ist einzigartig und dem Autor so auf der Welt noch nicht begegnet.
Egal von welcher Seite man diese Treppenanlage betrachtet, man kann sich daran nicht sattsehen. Jedem Treppenbauer und Treppenfan kann man nur wünschen, dass dies die Treppe zum Himmel ist. Halleluja.
Wir wünschen euch allen ein tollen Dezember 2023, eine schöne Weihnachtszeit und einen großartigen Start ins Jahr 2024. Wir sind auch im nächsten Jahr wieder mit aufregenden, einzigartigen und spannenden Treppengeschichten an eurer Seite.