Für unseren Treppenkalender 2023 haben wir Schlosstreppen als Thema ausgewählt. Schlösser und Burgen sind schon immer ein Ort von Prunk, Repräsentation und modernem Wohnen gewesen. So auch die Treppenhäuser, die ein nicht unwesentlicher Teil dieser Häuser sind. Sie waren und sind nicht nur einfach eine Verbindung zwischen zwei Etagen, nein vielmehr dienten sie der Kommunikation, dem Empfang von Gästen, der Trennung von Privat- Gesellschafträumen und natürlich als Flucht- und Rettungsweg. Damals wie heute entscheidet der Geldbeutel über die Möglichkeiten der Ausgestaltung von Treppenhäusern.
Wir haben uns im Jahr 2022 auf die Suche nach Schlössern und Burgen gemacht, die durch ihre Lage, die Geschichte oder einfach weil sie am Weg lagen, einen Besuch wert waren. Leider hat das Jahr nur 12 Monate und so ist die Liste der hier gezeigten Schlösser weder vollständig noch repräsentativ. Es gibt so viel mehr zu entdecken, dass wir uns noch Jahre dem gleichen Thema widmen könnten. Aufgrund der Auswirkungen von Corona auch in diesem Jahr, haben wir uns auf deutsche Schlösser und Burgen konzentriert.
Unser Titelbild ist die berühmte Berwarttreppe im Residenzschloss Bad Mergentheim, wobei der Zusatz als Kurbad erst viel, viel später hinzugekommen ist.
Der Aufstieg von Mergentheim begann mit der Entscheidung des Deutschen Ordens dort ihren Hauptsitz anzusiedeln. Die ehemalige Wasserburg wurde in der Folge von Hochmeister Georg Hund von Wenckheim zum Residenzschloss umgebaut. Im nordwestlichen Treppenturm gestaltete Blasius Berwart, der im Jahr 1574 verwantwortlicher Baumeister im Schloss war, eine sogenannte Hohlspindeltreppe nach gotischem Konstruktionsprinzipien mit den neuen Gestaltungselementen der Renaissance. Sie gilt bis heute als Meisterwerk der Steinmetzkunst. Insgemsamt 21 Steinmetze plus ihre Helfer und einige Bildhauer fertigten die reich verzierten Säulen, die Unterseite der Treppe und natürlich die vielen tierischen Symbole an der Treppe. So schmücken Darstellungen von Einhörnern, Adlern, Engelsköpfen, Blumen und Ranken die einzelnen Treppenbauteile.
Blasius Berwert lebte von 1530 – 1589 und war als Baumeister einer der Experten, wenn es um Treppen und Schlösser ging. Die Liste seiner Schaffensorte reicht vom Schloss in Stuttgart, über Tübingen und Ansbach, bis nach Königsberg. Er und sein Bruder waren gesuchte Konstrukteure für den Bau von Wendeltreppen. Sein Meisterwerk ist aber die Treppe im Schloss Mergentheim, weshalb diese auch nach ihm benannt wurde.
Die Treppe selbst ist eine freitragende Konstruktion. Die Steinstufen sind außen in den runden Turmbau eingespannt. Die Säulen auf der Innenseite, die mit dem Geländer verschmelzen, sind nur Zierde und bilden die gotischen Einflüsse nach. Um das Bild und die Ornamentik der Treppenunterseite nicht zu unterbrechen, verzichtete Berwart auf die Anordnung von Podesten in den Etagen. So sind die Treppenabgänge einfach zwischen den Stufen angeordnet, was ohne Frage eine Stolperfalle darstellt. Je nach Lage der Stufe zur Tür oder dem Austrittswinkel kann es gleich eine Steigung tiefer gehen. Das stelle ich mir besonders mit den weit austregenden Kleidern der damaligen Zeit oder wenn es mal schnell gehen mußte schwierig vor.
Auf Schloss Bad Mergentheim gibt es noch zwei weitere Treppenanlagen zu besichtigen, die ebenfalls spektakulär und sehenswert sind. Aber das ist eine andere Geschichte. Wir wünschen euch viel Spass mit dem neuen Kalender und den Treppengeschichten im Jahr 2023.