Juni 2023
Passend zu dem Monat Juni, haben wir ein Schloss rausgesucht, dass als eine Sommerresidenz konzipiert und gebaut wurde. Das Kalenderblatt Juni 2023 zeigt die große Treppenanlage im Neuen Schloss Schleißheim bei München.
Der Ursprung des Schlosses geht auf Herzog Wilhelm V. zurück, der 1597 eine kleine Kapelle mit entsprechenden Ländereien vom Freisinger Domkapitel erwarb. In den drei folgenden Jahren ließ er ein Herrenhaus und verschiedene Wirtschaftsgebäude dort erbauen. Sein Sohn, Herzog Maximilian I. übernahm in der Erbfolge das Gut und baute in der Zeit von 1617-1623 das heutige Alte Schloss.
Herzog Maximilians Enkel Maximilian II. Emanuel ließ für seine Hochzeit im Jahr 1688 das Schloss Lustheim als festliches Gartenpalais errichten. Durch die Heirat mit Maria Antonia, der Tochter des Kurfürsten Leopold I. und seinen Verdiensten bei der Belagerung Wiens durch die Türken, machte sich Maximilian II. Emanuel große Hoffnungen auf die Kaiserkrone. Und wenn man schon vorhat Kaiser zu werden, braucht man natürlich auch einen entsprechenden kaiserlichen Wohnort. Also ließ er ein neues Schloss entwerfen, dass nach dem Vorbild Versailles prunkvoll und mächtig, den Reichtum und die Macht symbolisieren sollte. Die Pläne sahen ein vierseitiges Barockschloss, unter Integration des Alten Schlosses vor.
Aber wie es immer mit der Zukunft so ist, Dinge ändern sich nun mal. Und so wurde aufgrund der Erbstreitigkeiten innerhalb der verschiedenen involvierten Familien nichts mit der Kaiserkrone für unseren ambitionierten Herzog. Keine Krone bedeutet leider auch weniger Goldtaler in der Schatulle. Also mussten die Schlosspläne drastisch zusammengestrichen werden. Am Ende wurde nur der Ostflügel der geplanten Anlage gebaut. Wenn man sich das heutige Neue Schloss in seinen Ausmaßen anschaut (300 Meter Länge, 37 Fensterachsen, 3 Vollgeschosse) kann man erahnen, welch unglaubliche Ausmaße die Schlosspläne einmal hatten.
Aber der Ostflügel = ¼ Schloss, auch wenn es einem barocken Kaiser sicherlich nicht gestanden hätte, ist ein imposanter Bau und ein wunderbares Schloss. Architekt Enrico Zuccalli, entwarf die Schlossanlage als Sommerresidenz, was sich sehr gut an den nur vereinzelten Kaminen erkennen lässt. Der Mittelbau verfügt über drei Vollgeschoße, über welche sich auch das große Treppenhaus erstreckt.
Dieses Treppenhaus ist baukünstlerisch besonders erwähnenswert. Die Anlage ist als dreiläufige gegenläufige Treppe mit Zwischenpodest konzipiert. Ein großer breiter Lauf führt mittig auf das Zwischenpodest, von dem dann jeweils ein Lauf links und rechts wieder zurück in das Obergeschoß verläuft. Das Treppenhaus erstreckt ist bis hoch hinauf in die Kuppel. Diese wird von hölzernen Säulen getragen. Zwischen diesen standen die Fanfarenbläser, wenn die gesellschaftlichen Anlässe dies erforderten. Die gesamte Treppenanlage ist aus verschiedenen Granit- und Marmorsteinen gefertigt. Das betrifft die Stufen, Setzstufen, Wangenverkleidungen und geht hin bis zu den Treppengeländern und Handlaufkappen. Das alles ist eingebettet in mit Stuck verzierte Wände, Bögen und Decken, die vergoldet und reich bemalt sind. Das Kuppelfresko von Cosmas Damian Asam stellt Venus in der Schmiede des Vulkans dar. Wirklich monumental. Und schon damals traf der Spruch „Wer bezahlt bestimmt“ ins Schwarze. So trägt eine Figur des Freskos die Gesichtszüge des Herzogs Maximilian II.
Schon im 19. Jahrhundert wurde das Schloss als Museum genutzt, weil es den Erben einfach zu weit außerhalb Münchens war. Imposant und erwähnenswert sind neben dem Treppenhaus selbstverständlich auch der Weiße Saal, der Große Saal, der Garten, die vielen Gemälde und die vielen anderen Räumlichkeiten des Schlosses.
Wer in der Nähe von München wohnt oder dort vorbeikommt, sollte unbedingt etwas Zeit für die Besichtigung einplanen. Euch allen ein tollen Juni 2023.