SMG Treppen > 2025 > Juni 2025

Juni 2025

Juni 2025

Nach dem Ausflug nach New York City sind wie im Juni 2025 wieder zurück in Berlin. Das Treppenhaus im alten Gebäude der Victoria Versicherung in der Lindenstraße ist diesen Monat das Fotomotiv.

Erbaut wurde der neobarocke Gebäudekomplex in den Jahren 1893 – 1913 nach Entwürfen des Architekten Wilhelm Walther. Neben den Ausmaßen des Gebäudes ( Straßenfront 124 m, Gebäudetiefe ca. 180 m mit zwölf Innenhöfen) war auch die dort Anzahl der dort beschäftigten Mitarbeiter beachtlich. Mehrere tausend Mitarbeiter sollen es in der Hochzeit gewesen sein. Die Versicherung war für die damaligen Verhältnisse ein fortschrittlicher Arbeitgeber. So war das Gebäude mit einer Zentralheizung und einem Lebensmittelladen ausgestattet. Aber die schiere Menge der Arbeiter und Angestellten machten auch besondere Regeln notwendig. So mussten Morgens alle Mitarbeiter durch ein bestimmten Eingang eintreten, um die Kontrolle über die Zuspätkommer zu behalten. Auch wurden Hausinspektoren eingesetzt, um die Ordnung und Sauberkeit im Gebäude zu gewährleisten. Diese mussten auch Mitarbeiter dokumentieren, die während der Arbeit einschliefen.

Der reine Zweckbau besaß neben den Büros der Mitarbeiter eine eigene Druckerei, hydraulische und elektrische Aufzüge für den Aktentransport und ein Kasino, wo sich die Mitarbeiter stärken konnten. Rund 250 kg Post wurde jeden Tag an die Kundschaft verschickt. Bei den Mengen kann man fast schon von einer Postfiliale mit angeschlossener Versicherung sprechen.

Die Architektur folgte den Zweck. Lange Flure mit unzähligen Büroräumen prägt das Bild bis heute. Jedes Verwaltungsgebäude, das bis heute als solches genutzt wird, ist ähnlich aufgebaut. In regelmäßigen Abständen ist der Flur durch ein Treppenhaus unterbrochen, so dass Mensch und Material auch vertikal beweglich sind. Stein ist ein bevorzugtes Material. Roter Sandstein an der Fassade, Granit in den Treppenhäusern und bei den Böden. Die Treppenhäuser sind entsprechend der Fluktuation zwischen den Geschoßen sehr großzügig angelegt. Gerade Treppenläufe mit Zwischenpodesten, eiserne Treppengeländer mit Holzhandlauf und eine kühle, leicht schwummrige Beleuchtung prägen die Szenerie.

Ich mag die Architektur und auch die Treppenhäuser. Waren sie für das beginnende 20. Jahrhundert doch fortschrittlich, modern und zeitgemäß. Mittlerweile sind mehr als 100 Jahre vergangen und sie sehen immer noch toll aus.

Solltet ihr mal die Möglichkeit haben, in der Lindenstraße 20-25 in Berlin Kreuzberg vorbeizuschauen, nehmt euch die Zeit für eine Besichtigung. Euch allen einen schönen Juni 2025.