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Oktober 2014

Oktober 2014

Biergarten Prater, Berlin

Eigentlich war im Prater gar keine Treppenaufnahme für den Kalender geplant, aber manchmal kommt es eben anders als man denkt. Ich habe einen guten Freund aus Stuttgart, der gelegentlich in Berlin ist. Dann treffen wir uns und quatschen über alles Mögliche. Meistens stellen wir uns gegenseitig die neuesten Businessideen vor und holen das Feedback des Anderen ein. So auch an diesem Tag. Situationsbedingt fiel unsere Wahl für den Treffpunkt auf den Pratergarten in der Kastanienallee in Berlin-Prenzlauer Berg. Und wie wir dort so schnacken fällt mein Blick an den Kastanien vorbei auf eine Betontreppe – alt mit verrostetem Geländer und irgendwie nichts was man noch schön nennen würde. Aber doch die Treppe faszinierte mich. Unglaublich welche kleinen Stellen die Natur sofort wieder für sich zurück gewinnt, wenn der Mensch nachlässig in der Pflege ist. Blumen sprießen aus dem kargen Beton und krallen sich mit den Wurzeln in jeder noch so kleinen Spalte fest. Faszinierend.

Der Pratergarten ist der älteste Biergarten Berlins. Obwohl er genau genommen bei seiner Gründung noch gar nicht zu Berlin gehörte. 1837 begann ein gewisser Herr Porath in der Kastanienallee 7 mit dem Bierausschank in einer Bretterbude auf der grünen Wiese. Damals gehörte Prenzlauer Berg noch gar nicht zu Berlin und die Berliner fuhren dorthin ins Grüne. Heute fast unvorstellbar.

1852 erwarb die Familie Kalbao das Lokal und 1867 wurde beim Königlich Preußischem Polizeipräsidium die Konzession zur „Aufführung von Lustbarkeiten“ beantragt und 2 Jahre später genehmigt. Schon damals malten die Mühlen der Bürokratie offensichtlich sehr langsam. Damit war der Prater, was im Übrigen im lateinischen Wiese bedeutet, nicht mehr irgendein Biergarten, sondern einer mit Sommergartenbühne. Somit wechselte die Nutzung zwischen Kneipe, Versammlungsort, Varieté, Volkstheater, Ballsaal und Garten hin und her.

Den Höhepunkt erreichte der Berliner Prater um die Jahrhundertwende 1900, wo das Programm stetig erweitert wurde. Neben Operetten, Akrobatenvorführungen wurden auch politische Versammlungen abgehalten. 1903 wurden erstmals auch Filmvorführungen gezeigt.

Während des ersten und zweiten Weltkrieges war der Prater geschlossen. 1945 nahm er, verschont von den Bombenangriffen, wieder den Betrieb auf. 1946 zog die Berliner Volksbühne in den Prater ein und 1967 wurde der Berliner Prater zum Kreiskulturhaus von Prenzlauer Berg ernannt. Dieser Punkt hatte sich mit der Wende 1989 von selbst erledigt. In den Wirren der Nachwendezeit musste der Prater 1991 wegen Baufälligkeit schließen, erhielt dann 3,2 Millionen DM zur Rekonstruktion, was aber nicht reichte. Nach langen hin und her eröffnete der Prater im Jahre 1996 wieder. Seine rund 800 Plätze im Biergarten sind seit dem Aufleben des Prenzl Bergs wieder gut besucht. Auch die ganzen Neubewohner aus Schwaben oder anderen Teilen der Welt mögen ein gutes Bier unter den alten Kastanien. Na dann Prost. und einen schönen Oktober 2014.

Quelle der historischen Fakten: Wikipedia