Es ist diese besondere Lichtstimmung, die dieses Treppenhaus aus Sydney zu unserem Kalenderblatt Oktober 2020 gemacht hat. Ein wieder mal so ein Zufallstreffer, den man nicht planen kann.
Als Tourist in einer fremden Stadt kommt irgendwann am Morgen immer wieder die Frage auf, wohin mit dem Morgenkaffee, wenn dieser den Bereich des eigenen Körpers verlassen will. Natürlich ist man schon unterwegs, man will ja schließlich etwas erleben, eine öffentliche Toilette ist aber nicht in Reichweite, Restaurants haben in der Regel noch zu und Hauseingänge zu nutzen wiederspricht meiner guten Erziehung. Also bleiben in der Stadt nur die Hotels übrig. Wir schlendern also die Goerge Street in Richtung Town Hall entlang und halten Ausschau nach einer Möglichkeit den Morgenkaffee wieder los zu werden. Ein Schild über der Straße „Boutique Hotel“ weißt uns schließlich den Weg. Unten im Erdgeschoß erinnert vieles an eine Ladenstraße mit mehreren Geschäften. Was da so genau angeboten wurde kann ich nicht mehr sagen, aber ich glaube es waren so Klassiker wie Nagelstudio, Blumenladen und Späti. Ein kleineres Schild als draußen, welches an der Wand aufgehängt war, wies den Weg in die erste Etage. Also hoch, an der Rezeption höflich nach der Möglichkeit der Körperentleerung gefragt und den Morgenkaffee in die Verantwortung der städtischen Klärwerke übergeben.
Jetzt war der Kopf wieder frei für die Treppe. Die Sonne strahlte durch die Fenster an den Zwischenpodesten und warf ein goldenes Licht ins Treppenhaus. Die hölzernen Geländer, deren Lackierung durch das permanente Putzen schon Hochglanz erreicht hatten, antworten ihrerseits mit einem Bernsteinglitzern, welches das gesamte Farbspektrum an Brauntönen dieser Welt wieder gab. Wäre dies eine Kirche gewesen, hätten die Engel sicherlich Halleluja gesungen. Dabei ist das Treppenhaus selbst schon etwas Ungewöhnliches. Der Grundriss in Form eines Parallelogramms findet sich nicht alle Tage. Was bei der Betrachtung des Kalenderblattes Oktober 2020 unweigerlich den Gedanken einer schiefen Aufnahme aufkommen lässt, ist in Wirklichkeit so gebaut worden.
Ein anderer Aspekt dürfte für den Fachmann auch von Interesse sein. Der über den Geländern verlaufende Handlauf ist eigentlich nicht original. Vermutlich wurden irgendwann die Bauvorschriften zu den Geländerhöhen in Australien geändert, was zur Folge hatte, dass die meisten „alten“ Geländer zu tief waren. Also hat man einfach die Pfosten verlängert und einen zusätzlichen Handlauf installiert. Diese Praxis begegnet einem zumindest in ganz New South Wales.
Was zum Abschluss noch bleibt ist euch allen einen schönen Oktober 2020 zu wünschen.
