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Krümmlinge

Krümmlinge

Heute ist unser Blogbeitrag sicherlich etwas für Technikbegeisterte, aber, so hoffe ich, auch unterhaltsam für die Nicht-Treppenbauer.

Krümmlinge sind das Übergangsstück an der Wange und oder dem Handlauf bei einer Richtungsänderung der Treppe. Wenn zum Beispiel die Treppe ¼ gewendelt ist, das heißt um 90 Grad nach links oder rechts abknickt, und zum Beispiel der Handlauf ohne Unterbrechung durchgeführt sein soll, braucht man einen Handlauf-Krümmling. Dessen Form wird definiert über den Radius der gewählten Rundung und die Höhe, die er innerhalb seines ¼ Kreises zu überwinden hat. Je kleiner der gewählte Radius und je steiler die Treppe, umso schwieriger ist die Ausarbeitung der Form.  Krümmlinge  kann man aus einen massiven Stück Holz ausarbeiten oder als Formteil aus mehreren dünnen Holzschichten verleimen. Bei Treppenteilen aus Metall ist die Formgebung deutlich einfacher, da Metall, als homogenes Material, sich einfach in alle Richtungen biegen lässt. Das bedeutet aber keinesfalls, dass automatisch die Metallbauer im Vorteil sind.

Die perfekte Form eines Krümmlings ist erreicht, wenn die Neigung der Treppe über den Krümmling fortgeführt wird. Und dies wird maßgeblich über die Verziehung (das gleichmäßige Zu- bzw. Abnehmen der Stufenbreite in der Wendelung einer Treppe – Anmerkung des Autors)  der Treppenstufen bestimmt.  Ist dies nicht der Fall bekommt der Krümmling automatisch Buckel bzw. ändert die Neigung. Dieses kann man ein wenig über die Höhe des Geländers ausgleichen, aber wenn eine ¼ Wendelung nur über 3 Stufen ausgeführt wird, die Stufen davor und danach gerade sind, kann die Neigung nicht gleichbleibend sein. In diesem Fall steigt der Krümmling an der ersten verzogenen Stufe steil an und fällt an der letzten verzogenen Stufe wieder flach ab.

Machen Sie mal die Augen zu und laufen Sie diese Treppe mal hoch oder runter. Beim Hochgehen gibt Ihnen ihre Hand das Feedback, dass es jetzt gleich unheimlich steil wird, der Wunsch nach Sicherungsseilen steigt in Ihnen auf. Aus dem bequemen Wanderweg wird plötzlich eine steile Felswand. Unbehagen, Unsicherheit und Angst baut sich auf. Das Gleiche passiert in der umgekehrten Richtung, wenn sie diese Treppen wieder nach unten müssen. Wie aus heiterem Himmel fällt der Handlauf nahezu senkrecht nach unten, droht sie in die Tiefe zu reißen, mit Macht stemmen sie ihr Körpergewicht gegen den drohenden Absturz, Bilder von offenen Beinbrüchen, blauen Flecken und dem Geruch von Krankenhäusern erzeugt Adrenalinausstöße. Die Bewegungen werden abrupt gestoppt und die zweite Hand sucht den Weg zum Handlauf. 10 Minuten später und komplett nass geschwitzt erreichen sie die untere Etage.

Jetzt gehen sie mal raus in ihr Treppenhaus und schauen sie sich die Krümmlinge am Geländer dort an. Mit dem gerade erworbenen Wissen und der Geschichte im Rücken können sie heute am Kaffeetisch ihre Freunde mal so richtig beindrucken. Bleibt nur die Hoffnung, dass die unseren Blog nicht auch lesen.

Schönes Wochenende.