
Nicolaihaus Berlin
Manchmal muss man erst von anderen mit der Nase auf die wahren Schätze gestoßen werden. So geschehen auch beim Nicolaihaus Berlin in der historischen Mitte. Meine sehr geschätzte Mutter, die kulturell immer eine Nasenlänge Vorsprung hat, erzählte mir von der 300 Jahre alten Treppe. Also kurze Recherche, das Nicolaihaus öffnet jeden 1. und 3. Sonntag im Monat, Kamera eingepackt und rüber mit dem Fahrrad zur Brüderstraße 13. Sonntags ist diese Straße besonders ausgestorben und kein Tourist oder Berliner verirrt sich hier zufällig hin. Das mag an der Baustelle des ehemaligen Warenhauses Hertzog gegenüber liegen oder einfach an der Tatsache, dass gastronomisch hier auch gar nichts los ist.
Das Nicolaihaus hat nichts mit dem Nikolaiviertel zu tun, was direkt um die Ecke ist. Das Haus war in den 1620iger Jahren ein einfaches Haus mit Seitenstallungen, wurde dann 1654 zu einem zweigeschossigen Haus ausgebaut. Ab 1709 war es in Militärbesitz und wurde in der Folge zu einem repräsentativen Adelssitz erweitert. 1787 erwarb Friedrich Nicolai das Haus für 32.500 Taler, was nach heutigem Wert etwa 4 Millionen Euro entspricht. Im Erdgeschoß war die Druckerei und Buchhandlung untergebracht und im Obergeschoß wohnte die Familie.
Die Holzwangentreppe mit dem aufwendig geschnitzten Geländer wird auf die Umbauphase während des Militärbesitzes und den Ausbau zum Adelssitz datiert. Breit und repräsentativ führt sie vom Erdgeschoß bin ins Dachgeschoß hinauf. Komplett in Eiche gefertigt, mit Tritt und Setzstufen und einer unterseitigen Putzverkleidung. Auch die dekorative Bemalung entspricht dem Originalzustand, wie es alte Dokumente belegen. Natürlich knarrt die Treppe wenn sie begangen wird. Das erwartet man ab einem gewissen Alter einfach. Aber das ist nicht störend. Wir sagen immer, dass die Treppe mit uns spricht. Sie erzählt aus ihrem Leben und wir müssen nur zuhören, um in die Geschichte eintauchen zu können.