
Tag 18 – Treppenreise 2017
Ja, es gibt noch das alte Singapur, hinter den Hochhäusern der Hotels und Finanzinstitute. Und ja, es ist genauso schön und faszinierend wie die Glitzerwelt rund um die Marina Bay oder die Orchard Road. Ach und ja, es gibt dort die ganz normalen Leute, die täglich zur Arbeit gehen, die nicht die Milliarden Investitionen in irgendein Neubauprojekt irgendwo auf der Erde machen oder für tausende von Dollar jeden Tag eine neue Handtasche kaufen.
Tiong Bahru liegt hinter den Wolkenkratzern, ist klein, überschaubar und wird jetzt als neues Refugium der hippen, jungen, kreativen Community genutzt. Hier, in dem in den 1920er Jahren erbauten Viertel, sind die Häuser klein, dicht an dicht gestellt und kaum mehr als drei Stockwerke hoch. Klein sind auch noch die Mieten und das zieht wie überall in unserer Welt die jungen Startups an. Kreative Ideen, die mal ausprobiert werden wollen, wie der Buchladen BooksActually, der besonders jungen, einheimischen Autoren ein Platz zum Vertrieb ihrer Werk gibt. Gleich um die Ecke gibt es eine Bäckerei mit wunderbar leckeren Muffins, selbstverständlich alles von Hand gemacht. Typisch für Singapur sind die vielen Grünflächen und die Schattenplätze. Woran kann man Touristen und Einheimische unterscheiden? – Genau, die Einheimischen sitzen immer im Schatten.
Leider kommen die Hochhäuser immer näher. Gleich um die Ecke werden bereits neue, über hundert Meter hohe Wohntürme in den Himmel gebaut. Bei einem Blick über den Bauzaun, fällt eines sofort auf. Die Verständigung aufgrund von Sprachbarrieren ist hier auf asiatischen Baustellen die Gleiche wie bei uns. Nur hier kommen die wandernden Bauarbeiter nicht aus Rumanien, Weißrussland oder Armenien, sonder aus Indunesien, den Philipinen oder Vietnam. Die aufgerufenen Apartmentpreise kann sich der Durchschnittsbürger nicht leisten. Ich weiß nicht, ob das Wort Gentrifizierung hier in Singapur gebräuchlich ist, aber dem Sinne nach existiert es auf jeden Fall hier auch.
Einen kleinen Lichtpunkt am Horizont gibt es auf jeden Fall. Bereits 2003 wurden Teile der Tiong Bahru Siedlung unter Denkmalschutz gestellt und aktuell wird die alte Markthalle auf den neuesten Stand gebracht. Für alle die Zeit und Lust haben Singapurs Hinterhof kennen zu lernen, ist Tiong Bahru eine echte Empfehlung. Natürlich haben uns auch die steinernen Treppen, die vom 1. Stock aus die anderen zwei Etagen erschließen, super gefallen. Klein, fein und zweckmäßig, aber in seiner Vielfalt und Funktionalität eine echte Bereicherung.
Euch allen einen abwechslungsreichen Donnerstag. #smgtreppenontour