SMG Treppen > Blog > Treppenstabilität

Treppenstabilität

Treppenstabilität

Wir Treppenbauer kämpfen immer wieder mit den Statikern über die Treppenstabilität. Nicht alles was Jahrzehnte lang gebaut wird und sich bewährt hat, kann auch rechnerisch nachgewiesen werden. Also wird der Taschenrechner zum Glühen gebracht und als Materialstärke kommt dann immer wieder Eisenbahnschiene raus, wie wir amüsiert sagen.

Aber es gibt auch Konstruktionen, wo selbst wir als praktizierende Treppenbauer skeptisch schauen. Unsere Bilder zeigen die Treppe zur Kanzel in der Kapelle St. Peter & Paul. Das Wangenbesteck, das Holz von der Hinterkante der Stufe bis zur Unterkannte der Wange, ist hier so minimiert, dass einem schon irgendwie Angst und Bange wird. Zieht man noch die Profilleisten und die unterseitige Verkleidung ab, bleibt eigentlich gar nichts mehr übrig. Die Geländerstäbe, dünn wie Ranghilfen für Blumenstauden aus dem Garten, erhöhen die Stabilität nicht wesentlich. Auch die Anbindung des Podestes an die Kanzel ist vorsichtig formuliert eher aus dem Modellbau entnommen. Eine stabile, vertrauenserweckende Konstruktion hat andere Dimensionen. Trotzdem funktioniert die Treppe und das schon seit mehr als 200 Jahren. Nachrechnen sollte allerdings kein Statiker die Konstruktion.

Auch wenn mein Aufruf an alle Statiker ungehört verhallen sollte. Manchmal ist weniger mehr. Die Kunden und wir Handwerker werden es Ihnen danken.