Über Zaha Hadid braucht man eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Die in Bagdad geborene Architektin ist leider im Frühjahr diesen Jahres verstorben. Sie war mit ihren revolutionären Entwürfen und Designs immer ihrer Zeit weit voraus und so verwundert es nicht, dass sie erst spät in ihrer Karriere die Aufmerksamkeit bekommen hat, die sie schon viel früher verdient hätte. Das Ausreizen des Machbaren, das Verschieben von statischen Grenzen und die Umsetzung von noch nie dagewesenen Designs wurde zum Markenzeichen von Zaha Hadid. So verwundert es auch nicht wirklich, dass sie sich zusammen mit ihrem Büropartner Patrick Schumacher mit freitragenden Wendeltreppen, ohne Unterstützung an der Innenseite, beschäftigt hat.
2015 hat sie eine Studie und ein Modellprojekt mit der sogenannten Helixtreppe durchgeführt. Die Erfindung der Helixtreppe geht aber schon auf die Zeit der Renaissance zurück. Andrea Palladio gilt als einer der Erfinder dieser freitragenden Konstruktionen, die Architekten und Bauleute über Jahrhunderte faszinierte und bis heute fasziniert. Damals war der Anspruch Licht in die dunklen Treppenhäuser zu bringen. Heute ist neben Licht und Leichtigkeit auch die Kommunikation ein zentraler Punkt in der Architektur. Wie tausende von Fotos beweisen sind wir Menschen von Treppenhäusern fasziniert, insbesondere, wenn sie sich fliesend leicht, elegant und nahezu schwerelos in die Höhe schrauben. Beispiele gibt es zuhauf, wo bei heutiger Architektur die Wendeltreppen im Atrium der Häuser alle Etagen miteinander verbinden. Ganz nach dem Motto – Was wäre die Welt ohne Treppen – Flach!
Zaha Hadids Projekt ging in die Richtung, dass sie ein System enwickeln wollte, in der vorgefertigte Betonelemente wie ein Baussatz aufeinander gestapelt werden und sich ohne großen Aufwand miteinander verbinden lassen. Dies wäre insoweit eine Revolution, als dass die Elemente im Betonwerk vorgefertigt werden können und freitragende Konstruktionen mitten im Raum erlauben. Die Schwierigkeiten liegen dabei eindeutig in der Stabilität der Konstruktion. Einer Stahlfeder gleich verzeichnet die Helixtreppe bei Balastung eine Federbewegung nach oben und unten. Und je höher die Verkehrslast ist, um so höher auch die Federbewegung. Dies könnte man mit entsprechend viel Beton ausgleichen, aber dies geht in der Regel nicht konform mit dem Design. Mir ist bisher keine Treppe bekannt, wo diese freitragende Helix-Bausatztreppe umgesetzt wurde.
Ein gutes Beispiel für eine Helixtreppe, wo die Schwingungen zu spüren sind, ist die Treppen im Louvre in Paris und ein Beispiel für die Modulbauweise in hochfestem Spezialbeton findet man im Sommerset House in London. Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis wir die erste Helixtreppe nach der Idee von Zaha Hadid sehen und betreten können. Das Bild stammt aus einer Ausstellung im Rahmen der Architektur Biennale in Venedig.